#1

Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 06.06.2021 21:18
von Aaron James • 67 Beiträge

[05.06.2021]
Vier Wochen lang habe ich ihm jeden Mittwoch und Freitag eine SMS mit einer Uhrzeit geschickt, zu welcher ich in seiner Bar am Tresen saß.
Natürlich hatte er mir wirklich Hausverbot gegeben, allerdings wohl einem ‚Levi Adams‘, den es gar nicht gibt und selbst wenn… ich habe mehr als einen Pass bei mir, also genügend Möglichkeiten und Namen um doch hinein zu gelangen. Mir ist absolut bewusst, dass Adriano hätte trotzdem dafür sorgen können, dass ich nicht mehr reinkomme, indem er beispielsweise ein Bild von mir zeigt oder mich verhaften lässt, aber genau das hat mir irgendwie doch Hoffnung gemacht, dass er sich zu mir setzt und auf ein klärendes Gespräch eingeht.
So richtig weiß ich gar nicht, warum ich nicht einfach wie bisher weiter mache und ihn in Ruhe lasse, so wie er es wollte. Unsere gemeinsame Vergangenheit ist so lang her und doch hat kein einziger Mensch geschafft, was er in Sekunden wieder erreichte: mein Interesse so zu haben.
Aber es spielt sowieso keine Rolle, denn er ist eh nicht aufgetaucht. Kein einziges Mal. Egal wie oft ich da war.
In der Dritten Woche brauchte ich dem Barkeeper gar nicht mehr sagen, dass ich ein Bier will, denn er stellte es mir einfach hin. Ich trank es leer und ging wieder. Ohne ihn zu Gesicht zu bekommen.
Aber in der letzten Woche habe ich mich gezwungen nicht erneut auf ihn zu warten. Wer bin ich denn, dass ich mich so behandeln lasse? Nicht einmal ein beschissenes Gespräch bekomme ich nach allem, was wir hatten. Auch wenn ich weiß, dass ich scheisse gebaut habe, sollte er mir doch wenigstens die Möglichkeit geben, ihm zu erklären, dass es nicht meine Entscheidung war oder? Obwohl das auch gelogen wäre. Es war meine.
Seufzend fahre ich mir mit der Hand durch meine Haare und lehne mich in meinem Stuhl zurück.
Es ist Samstagabend und ich sitze immer noch im Quartier und bekomme diesen Typen einfach nicht aus dem Kopf.
Man was ist nur mit mir?
‚Damals ging er dir genauso unter die Haut‘, flüstert das Teufelchen auf meiner Schulter und ich widerspreche gar nicht erst. Zum einen, weil es eh gelogen wäre und zum anderen weil ich mir durchaus bescheuert vorkommen würde, wenn ich mit mir selbst rede.
Ohne noch länger darüber nachzudenken oder die Worte doch wieder zu löschen tippe ich eine Nachricht an ihn:



20:30 Uhr

Mehr nicht, denn mehr stand auch in den Nachrichten letzte Woche nicht, obwohl die Uhrzeit da nicht dieselbe war.

Ich packe meinen Kram zusammen, setze mich in mein Auto und mache mich auf den Weg zu seinem Club. Jedenfalls glaube ich, dass er ihm gehört. Würde Sinn machen nach der Aussage als er mich raus schmiss.
Wieder setze ich mich an die Bar.
Wieder bestelle ich kein Bier, weil der Barkeeper eh weiß, was ich will.
Und wieder warte ich auf einen Menschen, der mich eh nicht sehen will.
Was bin ich nur für ein jämmerlicher Typ geworden in den letzten Wochen? Jemandem hinterherlaufen, der sich wahrscheinlich über mich kaputt lacht?
Heute ist das letzte Mal, dass ich hier auf ihn warte, nehme ich mir vor und spiele mit den Bierdeckeln, die auf dem Tresen liegen herum.


zuletzt bearbeitet 08.06.2021 11:47 | nach oben springen

#2

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 06.06.2021 21:57
von Nolan Carter • 108 Beiträge

“Simon! Aufwachen.”
Murrend ziehe ich die Beine an, als mir die Decke weggezogen wird. Blinzelnd sehe ich zu Patrick, der auf mich runter sieht und die Decke in den Händen hält.
“Er ist wieder da.”
Normalerweise brauche ich deutlich länger, um wach zu werden, aber seine Worte wirken besser als ein Koffeinkick. Ich setze mich auf und streiche mir durch die Haare.
“3 ½ Stunden.”, sagt Patrick und wirft mir meinen Rucksack mit auf das Sofa, auf dem ich wohl fast so viel schlafe, wie in meinem eigentlichen Bett.
Dadurch dass ich immer und überall schlafen könnte, ist es zu einer Art Ritual geworden, dass Patrick im Blick hat, wie lange ich schlafe. Geprägt durch einen ausgearteten Mittagsschlaf, nachdem er mir meine Spritze setzen musste, weil ich zu sehr am Zittern war, um es selbst zu tun. Seit dem ist er zu meiner persönlichen Krankenschwester mutiert, die mich an meine...etwas illegalen...Medikamente erinnert.
“Bitte bring ihn ins Büro.”, sage ich zu Patrick, der mich kurz kritisch ansieht, sich dann aber umdreht und seiner Arbeit nachgeht.
Barry, mein American Staffordshire Terrier, wimmert leise, als Patrick meinen Pausenraum verlässt. Schmunzelnd streichle ich ihm über den Kopf und deute mit meiner Hand an, dass er sich wieder aufs Sofa legen soll.
Barry ist ein trainierter Kampfhund und würde alles und jeden, der mir zu Nahe kommt, zerfleischen. Genauso spürt er aber auch, wem ich vertraue. Und an Patrick, meinem Bodyguard hat er echt einen Narren gefressen.
Mittlerweile hört er sogar auf seine Anweisungen und nicht nur auf meine.
Ich hole mein Spritzbesteck heraus.

Levi hat wirklich eine Weile durchgehalten. Und ich genauso. So oft war ich kurz davor, um mich zu ihm zu setzen, habe mich aber dann doch eines Besseren besinnt.
Aber als er nicht wie sonst, am selben Tag zur selben Zeit im Club aufgetaucht ist, hat sich etwas verändert. Will ich die Chance auf Antworten wirklich verstreichen lassen ? Es bedeutet ja nicht, dass wir heiraten müssen. Antworten bekommen und klar machen, dass das Ganze keine Zukunft hat. Das ist der Plan.

Patrick weiß, was er zu tun hat. Entweder Levi lässt sich darauf ein oder seine Ganzen Bemühungen in den letzten Wochen waren vergebens.
Ich lege mich wieder hin, als ich die Spritze aus meinem Arm ziehe. Barry klettert, wie immer, auf mich drauf und legt sich auf meine Brust. Ich habe keine Zweifel, dass er Alarm schlagen würde, wenn es mal kritisch werden sollte.




Patrick:

Ein komischer Kauz, der nicht locker lassen kann, um mit Simon zu sprechen? Wenn es kein Feind ist, dann ist er definitiv nicht nur ein Freund. Wer würde ich sonst so eine Mühe geben und nicht aufgeben?
Wie immer, sitzt er an der Bar und wartet auf sein Bier. Aber heute wird er keins bekommen. Jedenfalls nicht hier.
Ich bleibe hinter ihm stehen und lege ihm eine Hand fest auf seine Schulter.
“Du sollst mitkommen.”, sage ich. Bei seinem Blick bestätigt sich mein Verdacht, dass das nicht reichen wird. “Simon sagt, du sollst mit mir kommen. Dann redet er mit dir.”
Er wirkt noch immer nicht ganz überzeugt. Ich hatte gehofft, es nicht sagen zu müssen, aber ich atme tief durch.
“Simon sagt, du kommst mit, wenn ich sage, dass du dich, um Nemo zu finden, ins Meer wagen musst.”
Er hat dabei zwar einige Grammatikalische Fehler gemacht, aber diese werde ich sicher nicht weitergeben.
Ich habe alles gesagt, also drehe ich mich um und gehe wieder nach hinten in den Angestelltenbereich. Er folgt mir. Ich hätte auch nicht wirklich Lust auf Diskussionen mit Simon gehabt.
Ich führe ihn ins Getränkelager und versperre ihm die Tür, indem ich mich dagegen lehne.
“Zieh dich aus.”, weise ich ihn an und sehe ihn regungslos an. “Sicherheitsmaßnahmen. Sonst kannst du das Gespräch vergessen.”
Simon hat Sorge, dass er verkabelt sein könnte, also gehen wir dieses Risiko nicht ein und gehen auf Nummer sicher.
“Das kannst du anziehen.” Ich deute auf eine ordentlich zusammengelegte Uniform des Clubs. Ein Polohemd und eine schwarze Hose.
“Du bekommst danach alles wieder.” Mehr habe ich nicht zu sagen. Ich hoffe einfach für ihn, dass ich kein Mikro an seiner Kleidung finde. Ansonsten wird das hier und jetzt ein Tatort.


"No" is too serious. “Nope" is too casual “Nah” is just right “Did you kill this man?" “Nah”
zuletzt bearbeitet 06.06.2021 22:00 | nach oben springen

#3

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 07.06.2021 18:41
von Aaron James • 67 Beiträge

Gerade noch will ich doch mal nach meinem Bier fragen, da spüre ich eine Hand auf meiner Schulter, die dafür sorgt, dass ich mich vollkommen anspanne und schon die Finger nach hinten zu meiner Waffe gleiten lasse.
“Ich soll was?”, frage ich, drehe mich leicht zu dem Typen, der aussieht als würde er kleine Kinder fressen und ziehe eine Augenbraue hoch.
‘Simon wer?’, will ich gerade erneut fragen, da sagt er einen Satz, der mir eindeutig zeigt, wer mich da holen lässt. Nicht Simon, sondern Adriano. Obwohl er sich im Chat auch Simon nannte. Warum? Doch bei der Nemo-Aussage muss ich lächeln. Er ist noch immer da, wie ich es sagte.
Also stehe ich doch auf, auch wenn es mir nicht ganz geheuer ist, und folge ihm in ein Lager.
Kurz schaue ich mich um, weil ich erwartet habe, hier auf Adriano zu treffen, aber stattdessen sagt der Gorilla mir nur, dass ich mich ausziehen soll?!
Mit gerunzelter Stirn ziehe ich einen Mundwinkel hoch und mustere ihn von oben bis unten.
“Sorry Kumpel, aber du bist leider nicht mein Typ und zudem glaube ich, dass Adriano etwas dagegen hätte, wenn du und ich…!” Ich zucke mit den Schultern und frage mich bei dem Wort ‘Sicherheitsmaßnahmen’, ob nicht doch mehr hinter dem ganzen hier steckt, denn wieso zur Hölle braucht Adriano sowas? Was bitte ist in den letzten Jahren aus ihm geworden?!
Verwirrt schaue ich von ihm zu den Klamotten, die zwar nicht billig wirken, aber sicherlich nicht mein Stil sind.
“Ziehst du dich auch aus? Wäre nur fair, oder?”, spaße ich herum, doch der Kleiderschrank macht nichts. Er sollte mal etwas lockerer werden und den Stock aus seinem Arsch nehmen, sonst wird das Leben doch sehr… anstrengend.
In dem Moment, als ich nicke und mein Jacket ausziehe fällt mir ein, dass ich definitiv etwas habe, was eigentlich niemand sehen sollte und zudem wohl auch nicht so gut kommt, wenn ich es jetzt ziehe.
“Okay, wir zwei werden keine Freunde. Notiert. Aber wir haben dennoch eine kleine… nennen wir es Schwierigkeit.”
Abwartend, was ich wohl zu sagen habe schaut er mich an, sieht aber dabei so aus, als würde er mich gleich in einem Sack hier rausziehen wollen.
Vorsichtshalber hebe ich beide Hände, damit er sie sieht, denn ich hab nicht vor mir einer Kugel im Kopf zu enden. Jedenfalls nicht heute. Und der Kerl vor mir ist definitiv bewaffnet.
“Ich habe eine Knarre im Hosenbund an meinem Rücken. Entweder ich ziehe sie raus….” Ich habe den Satz noch nicht einmal zuende gesprochen, da schaue ich schon in den Lauf einer Pistole.
“Fuck wart doch mal ab!”, sage ich sofort und weiche einen Schritt zurück. Würde es hier nicht um Adriano gehen würde ich meine ziehen und schauen, wer von uns die besseren Reflexe hat. Aber so…
“Dreh dich um!”, mault er mich an. “Finger bleiben wo sie sind!”
Ich verdrehe die Augen, mache aber was er will und habe so das Gefühl, dass er mir, ohne Adrianos Anweisung, nichts tun wird, auch wenn man ihm ansieht, wie gerne er das würde.
“Aber nicht zu tief, Grummelchen, Adriano könnte eifersüchtig werden!” Ich schmunzele und spüre wie er meine Knarre nimmt, ehe ich zurückweichende Schritte höre.
“Mehr habe ich nicht”, sage ich sofort und ziehe mich komplett aus, ehe ich mich einmal nackt vor ihm drehe.
“Reicht das oder willst du noch abtasten?!” Belustigt wackele ich mit meinen Augenbrauen und sehe ihn herausfordernd an, ehe ich mir die Klamotten, auf die er erneut deutet, anziehe und mich sofort widerlich unwohl fühle. Ich mag sowas nicht. Anziehsachen tragen, die nicht meine sind.
“Mein Zeug will ich aber wieder haben!”, sage ich noch ernst, bevor ich mich von ihm weiterführen lasse.
Wieso nochmal lasse ICH mich wie den letzten Depp herumkommandieren?
Achja… wegen Adriano.


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#4

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 08.06.2021 19:53
von Nolan Carter • 108 Beiträge

Patrick:
Der denkt ernsthaft, dass er mich verarschen kann, oder ? Ich tue ihm nicht den gefallen auch nur einen Mundwinkel zu heben und entwaffne ihn, als er mich darauf hinweist.
Ich drücke ihm meine Waffe in den Nacken und lasse einmal hörbar die Sicherung klicken.
“Ich kenne keinen Adriano.”, sage ich ruhig und stelle zufriedenstellend fest, dass sich seine Schultern anspannen. “Leg dich nicht mit mir an.”
Ich trete zurück und stecke meine Waffe wieder ein. Aus seiner nehme ich die Munition und lege sie zu den Klamotten, die er auszieht.
Als er sich nackt vor mir dreht, bleibe ich an seiner Wade hängen. Ein...Seepferdchentattoo ?
Das kommt mir bekannt vor. Zwar deutlich kleiner und unauffälliger, aber bekannt. Gerade bin ich ziemlich froh, dass ich bei seinem Geständnis, dass er eine Waffe in der Hose hat, nicht sofort abgedrückt habe.
Denn das Tattoo und der Fakt, dass er Simon Adriano nennt, sind deutliche Anzeichen dafür, dass er weder ein Feind noch ein einfacher Freund ist.
“Wenn du mich weiter so nervst, dann bekommst du nichts weiter, als einen Arschtritt oder eine Kugel ins Bein.”, sage ich ruhig und winke ihn mit mir aus dem Raum.
Dann führe ich ihn durch die Gänge zum Büro, klopfe kurz an und öffne dann die Tür.
“Er ist soweit.”, sage ich und verpasse dem zweiten Seepferdchen unerwarteten einen Schubser in den Rücken, sodass er einen Schritt nach vorne Stolpert.
Auf Simons Anweisung hin, gehe ich nach draußen und stelle mich vor die Tür. Auch wenn ich mir sicher bin, dass es da drin, nachdem er sich doch ziemlich kooperativ gezeigt hat, keine Probleme geben wird, bin ich froh zu wissen, dass ich Simon 1A Trainingsstunden gegeben habe. Er weiß, wie er schnell die Waffe unter der Tischplatte oder aus seinem Gürtel bekommt und auch trotz seiner Selbstzweifel ist er ein perfekter Schütze.
Barry würde ihn ebenso zerfleischen und das vermutlich sogar ziemlich begeistert.
Im äußersten Notfall, bin ich aber auch zur Stelle und das zweite Seepferchen wird im eigenen Blut ertrinken.


Simon:
Als ich wieder klar bin, gehe ich mit Barry ins Büro. Er tapst mir die Ganze Zeit hinterher, weil er spürt, wie angespannt ich bin.
Braver und doch so verräterischer Hund.
Ich streichle und kraule ihn beruhigend, bis ich Schritte auf dem Flur höre.
Ich setze mich auf den Tisch und ziehe die Waffe aus meiner Hose. Schnell lehne ich mich über den Tisch, um sie in einer der Schubladen verschwinden zu lassen. Wenn er durch Patricks Kontrolle musste, dann werde ich sie sicher nicht brauchen. Außerdem, wenn er mir etwas tun wollte, hätte er die Chance dazu bereits gehabt.
Barry legt sich nach meinem Handzeichen neben mich auf den Boden und sieht ebenfalls zur Tür, als sie aufgeht.
“Danke, Patrick.”, sage ich und sehe zu Levi, als Patrick ihn herein stößt. Ich sehe Patrick kurz vorwurfsvoll an, weil er sich ziemlich einen Spaß daraus zu machen scheint. “Du kannst draußen warten. Ich regel das hier selbster.”
Ich nicke ihm zu, als er mich noch einmal unsicher ansieht und sehe dann zu Levi, als Patrick die Tür geschlossen hat.
“Steht dir.”, kommentiere ich sein Outfit. “Du suchst nicht zufällig einen Job?”
Ich neige den Kopf und deute dann mit der Hand auf den Stuhl vor mir. “Setz dich.”
Seine Bewegungen. Seine Körperhaltung. Seine Gestik. Alles erinnert mich an damals. Auch wenn viele Erinnerungen verblasst sind, fühlt es sich noch immer so vertraut an, wie mit Niemand anderen.
Ich lehne mich ein wenig zurück, als er dichter vor mir sitzt und greife nach einem Kugelschreiber auf dem Tisch und klickere ein wenig damit.
“Ich will dir Fragen stellen und ich möchte, dass du sie beantwortest. Ich will, dass du erst sprichst, wenn ich fertig bin. Okay ? Wenn du ehrlich bist, musst du dir auch keine Sorgens machen, dass der Hulk da draußen, dafür sorgt, dass du ein Grab bekommst.”
Ich habe einige Fragen. Aber in welcher Reihenfolge will ich sie stellen ? Einfach frei raus ?
“Hast du mich gesucht ? Warum ? Wie hast du mich gefunden ?” Zuerst die offensichtlichen. Das wären die Fragen, die auch mein Vater gestellt hätte. Vielleicht mit einer Zange um seine Finger und einer Waffe an seiner Schläfe, aber es kommt aufs gleiche hinaus.
“Was willst du von mir ? Wieso dieser Ganze aufstand mit den SMS’n und dem hier...sitzen?” Ich klickere weiter mit dem Kugelschreiber, wackle mit meinen Beinen von der Tischplatte und vermeide den Blickkontakt. Falsch. Ganz falsch. Aber es fällt mir schwer ihn anzusehen. Außerdem vermeide ich damit gleichzeitig noch, dass er Fragen zu meinen kleinen Pupillen stellen kann, die ich gerade absolut nicht hören will.
Zum Schluss...die Fragen, die mich schon die ganzen Jahre verfolgen. Barry steht auf, als er meinen Gefühlsumschwung bemerkt. Verräter. Energisch gebe ich ihm mit der Hand wieder zu verstehen, dass er sich legen soll.
“Wieso hast du dich nicht gemeldert ?” Die Frage die ich ihm in unzähligen SMS’n geschrieben habe und nie eine Antwort erhalten habe. “Ich war dir nicht egal!”, sage ich und sehe ihn nun doch an. “Hoffe ich jedenfalls… Also...wieso ? Wieso die Wochen so tun ? Levis, ich meine, Seepferdchen verschenken und abhauen und sich nicht mehr schreiben?”
Ich atme tief durch und ziehe meine Kippen raus meiner Hosentasche. “Und wieso glaubst du, dass du mir so weh tun kannst und dann einfach wiederkommen kannst, als wäre nichts passiert?”
Ich klemme eine Kippe zwischen meine Lippen und versuche sie anzuzünden. “Meirda..”, rutscht es mir raus, als es leer ist und werfe das Feuerzeug frustriert durch den Raum.
@Levi Aurelio Montgomery


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#5

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 09.06.2021 19:16
von Aaron James • 67 Beiträge

Mit zusammengezogenen Augenbrauen stolpere ich in den Raum und würde diesem Idioten dafür am liebsten selbst eine Kugel verpassen. Nur würde diese definitiv nicht nur ins Bein gehen. Was fällt dem eigentlich ein, mich so zu behandeln? Weiß er nicht, wer hier vor ihm steht?!
Nein, weiß er nicht. Und damit dieses Geheimnis auch eines bleibt knurre ich nur auf und bin froh, dass Adriano ihn raus schickt, was ein kleines siegreiches Lächeln auf meinen Lippen entstehen lässt. Wenigstens muss ich nicht wie ein Volltrottel vor der Tür von irgendjemandem warten und tun, was dieser sagt.
Schnaubend spüre ich einen angeekelten Schauer über meinen Rücken gleiten, als er die Klamotten anspricht, die sich auf meiner Haut anfühlen, als würden sie Verätzungen hinterlassen. Widerlich. Einfach widerlich.
“Ich hoffe du weißt, wie viel es zu bedeuten hat, dass ich mir diesen Scheiß anziehe um zu dir zu dürfen”, sage ich ruhig, während ich mich setze, auch wenn meine ganze Überzeugung nicht auf seine Worte hören will, weiß mein Verstand irgendwie, dass es in die Hose gehen wird, wenn ich mich nicht ein wenig kooperativ zeige.
Während er meinen Blick meidet suche ich seinen, doch anstatt mich anzusehen versucht er seine Nervosität mit diesem Stift in der Hand zu unterdrücken. Dennoch sehe ich ihm an, dass diese Situation ihm viel abverlangt. Ich kann es verstehen, denn ich habe damals nicht nur mich verletzt, sondern auch ihn und das werde ich mir niemals verzeihen können.
Mit einem Nicken signalisiere ich ihm, dass ich ihn verstanden habe und ruhig sein werde, bis er alles ausgesprochen hat. Ziemlich neugierig, was für Fragen auf seiner Zunge brennen, höre ich ihm zu.
Wow. So viel möchte er wissen und doch glaube ich, dass die Frage, wieso ich mich nie gemeldet habe die wichtigste ist und vor allem die, die er sich seit Jahren schon stellt.
Gerade will ich beginnnen zu antworten, als das Feuerzeug durch den Raum fliegt und er flucht. Ich sehe ihn an und muss feststellen, dass es echt ziemlich…. sagen wir beeindruckend ist, wie er dort sitzt, auf dem Schreibtisch, die Kippe zwischen seinen Lippen.. okay lassen wir den Scheiß. Er sieht heiß aus! Verflucht heiß. Und doch ist da auch diese Aufgewühltheit, die jede seiner Bewegungen ausstrahlt ebenso wie die Tatsache, dass er jetzt etwas braucht um seine Nerven zu beruhigen.
Ich drücke mich vom Stuhl auf, stehe auf und sammele das Feuerzeug ein, ehe ich es kurz schüttele und zu ihm gehe. Zwischen seinen Beinen bleibe ich stehen, hebe langsam die Hand und nehme ihm die Zigarette aus dem Mund, bevor ich sie zwischen meine Lippen schiebe und das Feuer hochnehme.
Mehrmals muss ich das Rädchen drehen und gerade als ich es auch aufgeben will, glüht eine winzige Flamme am Metall und ich nutze diese um die Kippe anzuzünden.
Mein Blick ist die ganze Zeit in seinem Gesicht und ich hasse, dass er mich immer noch nicht wirklich ansieht. Ich atme einmal tief den Rauch ein, nehme dann die Zigarette und drehe sie, sodass ich sie mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen an seine führen kann.
Mir ist bewusst, dass ich gerade wohl wortwörtlich mit dem Feuer spiele, aber ebenso ist mir klar, dass jede meiner Gesten ihn nur so verunsichern kann, weil er mich nicht hasst. Weil da etwas ist, was auch nach der langen Zeit nicht verschwunden ist. Auch wenn ich mir genauso sicher bin, dass er sich wünschte, das wäre es.
“Nimm schon…”, sage ich genauso ruhig wie eben, da er wohl gerade mit sich hadert, ob er mir das Teil nicht in den Arsch schieben soll anstatt einfach seiner Sucht nachzugehen.
“Wir sind alleine. Niemand hält dich für schwach, nur weil ich dir geholfen habe.”
Ich lasse meine Hand sinken und widerstehe dem Drang, ihn zu berühren nur schwer, während ich wieder zurücktrete und mich erneut auf den Stuhl setze.
Um mich davon abzuhalten einfach wieder aufzustehen lege ich meinen linken Knöchel auf das rechte Knie und lehne mich zurück.
“Ich habe dich nicht gesucht. Ich war genauso überrascht dich hier zu sehen wie du”, beginne ich seine Fragen zu beantworten.
“Als ich nach New York gegangen bin wollte ich einfach einen Neuanfang. Ich wusste nicht, dass du hier bist… aber ich habe dich damals gesucht… als ich… konnte. Ich habe alles nach dir abgesucht und erfahren, dass du einen Unfall hattest, dass deine Eltern und du in einem Auto ums Leben gekommen bist, Adriano. Fuck was glaubst du, wie überrascht ich war, dich hier zu sehen?!” Noch heute kann ich mich genau an den Moment erinnern, als ich diese Nachricht bekam. In der Sekunde ist etwas in mir zerbrochen, auch wenn es da schon drei Jahre her war, dass wir uns gesehen hatten. Er wird immer der erste sein, für den ich Gefühle hatte.
“Was ich von dir will?”, wiederhole ich seine Frage von eben. “Was glaubst du? Scheiße ich dachte du bist tot. Verflucht…!” Ich atme tief ein und wieder aus, während ich versuche mich zu beruhigen. Wie sollte ich da nicht versuchen herauszubekommen, was geschehen ist? Warum er angeblich nicht mehr lebt? “Wie sollte ich nicht…..” wissen wollen, dass es dir gut geht. Ich spreche diesen Satz nicht zuende laut aus, denn es fühlt sich so an, als würde ich zu viel damit verraten.
Tja und dann noch die schlimmste Frage. Wieso ich mich nicht gemeldet habe. Ich würde ihn in Gefahr bringen, wenn ich ihm die ganze Wahrheit sage, wenn ich ihm erzähle, dass ich einer Mafia angehöre - nein, diese führe - und meine Mutter mich davor gewarnt hat, ihn in die Nähe dieser gefährlichen Szene zu bringen. Ich könnte ihm sagen, dass ich sie anflehte, ihn einfach mitzunehmen. Noch heute sehe ich den sechzehnjährigen Levi vor mir, der großkotzig fragt, wofür er in einer Mafiafamilie wäre, wenn man dann nicht machen kann, was man will. Aber all das kann ich ihm nicht sagen, ohne, dass es gefährlich für ihn werden könnte, denn genau davor wollte ich ihn beschützen nur um sein Leben jetzt aufs Spiel zu setzen?
Nein.
“Ich konnte mich nicht melden”, flüstere ich resigniert und schaue wieder zu ihm, ehe ich nun doch aufstehe, den Zeigefinger unter sein Kinn lege und ihn zwinge mich endlich richtig anzusehen.
“Aber du hast recht. Du warst mir nie egal, Adriano. Ich habe mich selbst damals zerstört, als ich mich von dir fernhielt. Aber es war das beste für dich und das ist es jetzt auch noch…”
Ich nehme ihm den Rest der Kippe aus der Hand, nehme noch einen Zug und drücke sie dann einfach auf dem Holz des Schreibtisches aus.
Und trotz, dass ich nicht hier sein sollte muss ich es einfach wissen.
“Geht es dir gut? Warum brauchst du einen Bodyguard?”, frage ich ihn und schiebe die Hand nun doch über seinen Hals in seinen Nacken.
Fuck… er ist mein Untergang.
"Und... was? Levis? Seepferdchen?" Mit einem fragenden Gesichtsausdruck sehe ich ihn an.


zuletzt bearbeitet 09.06.2021 22:01 | nach oben springen

#6

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 10.06.2021 07:42
von Nolan Carter • 108 Beiträge

Als er die Uniform als “Scheiß” bezeichnet, ziehe ich kurz die Augenbrauen hoch, sage aber nichts weiter dazu. “Ich schätze, wir brechen gerade beide der von uns selbst aufgestellten Regeln.”, sage ich ruhig und lehne mich automatisch zurück, als er aufsteht. Komm nicht her. Bitte komm nicht her.
Mein Körper entspannt sich, als er aber statt mich, das Feuerzeug ansteuert. Ich verziehe das Gesicht und beobachte ihn dabei, wie er es aufhebt und schüttelt.
Toller Mafiaboss bin ich, dass ich mich sogar schon dafür entschuldigen will, weil er es aufheben musste. Ich erwarte schon einen sarkastischen Kommentar dazu, dass das Wegwerfen Umweltverschmutzung wäre, als er tatsächlich auf mich zukommt und dichter, als mir lieb ist, vor mir stehen bleibt.
Aber statt ihn wegzuschieben, bleibe ich sitzen und schalte auf Autopilot.
Er nimmt mir die Kippe ab und versucht sie selbst anzuzünden. Gerade, als ich meine Hand an seine Brust lege, um ihn wegzudrücken, schafft er es sie anzuzünden und ich lasse meine Hand wieder sinken. Scheiße, er war damals schon heiß, aber das hier. Das ist eine ganz andere Sache und nicht nur mein leicht zu beeindruckendes hormongesteuertes Teenager Hirn.
Vor mir steht ein erwachsener Mann, der weiß, was er will und das auch noch ausstrahlt.
Aber bin ich wirklich etwas von dem, was er will ? Dafür spricht jedenfalls seine Hartnäckigkeit. Aber vielleicht ist er auch eigentlich nur ein guter Schauspieler und hat Angst, dass mein Vater ihm die Kehle aufschneiden lässt ?
Ich hasse es. Ich hasse meine eigenen Gedanken. Meine Befürchtungen und meine Art, mich immer auf das Schlimmste vorzubereiten, weil es dann nur besser werden kann und ich von Niemandem verletzt oder enttäuscht werden kann ?
Früher haben mir so viele geraten, dass ich nicht allen sofort vertrauen soll. Dass ich zu leichtgläubig war und sofort jedem helfen wollte, auch wenn sie mich dafür nur ausgenutzt haben.
Ich wäre vermutlich mit jedem mitgegangen, der mir erzählt hätte, dass er Seepferdchen zuhause hatte. Und das ohne jeglichen Hintergedanken. Das war Adriano. Und so sehr ich diese Eigenschaft auch gehasst habe, weil es mich so wahnsinnig oft verletzt hat, ist es jetzt diese Eigenschaft, die ich verloren habe.
Ich vertraue Niemandem. Niemandem außer Patrick und Barry.
So gerne ich Levi vertrauen will. So gerne ich glauben will, dass er das Ganze für mich tut, kann ich es nicht. Menschen sind unergründlich und ich bin es Leid immer verletzt zu werden.
Mein Herz rast noch immer, wegen seiner Nähe. Kurz sehe ich ihm ins Gesicht, als er mir die brennende Kippe entgegen streckt. Dieses gottverdammte Lächeln.
Wir sind alleine ? Ja, das weiß ich und das ist noch ein viel größeres Problem.
Langsam nehme ich die Kippe entgegen, achte darauf, dass ich wirklich nur die Kippe und nicht seine Finger berühre. Ich erlaube mir lauter aufzuatmen, als er sich von mir entfernt.

Schnell ziehe ich an der Kippe und lasse den Kugelschreiber auf den Tisch fallen, den ich so fest umklammert gehalten habe, dass meine Finger weh tun, als ich sie entspanne.
Schweigend höre ich seiner Erklärung zu. Er ist neu in New York? Noch ein größerer Zufall, dass wir uns so schnell über den Weg laufen.
Vertrauen, ermahne ich mich selbst in Gedanken. Versuch ihm zu vertrauen.
Als er den Unfall erwähnt, spanne ich meinen Körper an. Niemand spricht mehr darüber. Als wären sie einfach weg. Als hätten sie nie existiert. Genauso wie Adriano.
Aber es war gut so, weil jeder Gedanke und jede Erinnerung zu sehr schmerzt.
Hastig ziehe ich noch einmal an der Kippe. Er dachte, dass ich auch tot wäre ? Manchmal wünschte ich zwar, dass es so gewesen wäre, aber dass mein Dad tatsächlich auch dafür gesorgt hatte, dass Adriano wirklich begraben wurde, wusste ich nicht.
Was aber noch viel wichtiger ist: Er hatte nach mir gesucht ? Als ich schon hier war, hat er mich in Spanien gesucht ? Konnte er sich das ausdenken ? Vermutlich. Könnte mein Vater ihm das alles erzählt haben, um mich zu testen? Auch möglich. Aber seine Miene wirkt mir zu...ehrlich. Zu aufgewühlt ? Er flucht. Ohja, sehr aufgewühlt.
Mein Herz schreit danach, aufzustehen und ihn zu umarmen. Ihm zu sagen, dass alles gut ist, weil ich lebe und wir zusammen neu anfangen können. Irgendwo. Weit weg von hier. Nur wir beide. Aber das wird nicht funktionieren. Wenn ich auch nur irgendwas in diese Richtung unternehmen würde, wäre nicht nur Adriano begraben sondern auch Simon.
Es ist nicht so, als hätte ich noch wahnsinnig Angst davor. Die Chance, dass ich sterbe, ist quasi immer da. Ob jetzt von einer anderen Mafia, Jemand der meinem Vater schaden will oder auch die Polizei. Die Chance besteht und ich habe mich daran gewöhnt. Soweit, wie man sich eben daran gewöhnen kann, dauerhaft mit seinem Tod zu rechnen. Aber Levi würde ich nicht mit hineinziehen wollen.
Mein Herz schmerzt, als ich darüber nachdenke, ob mein Vater ihm, wenn er ihn wirklich angestellt haben sollte, etwas antun wird, wenn er nicht das erreicht, was er erreichen soll.
Ich hebe den Kopf, als er wieder vor mir steht und sein Finger unter mein Kinn hebt, damit ich ihn ansehe.
Er konnte sich nicht melden ? Nicht die Antwort, die ich hören wollte. Nicht annähernd.
“Wieso nicht?”, frage ich leise, als ihm in die Augen sehe.”Bitte. Ich muss es wissen. Du musst es mir nicht verschweigen. Wenn du zuhause einen anderen hattest oder sonst irgendwas, dann sag es mir jetzt. Es ist Jahre her, ich komme damit klar.” Eine glatte Lüge, aber im Lügen bin ich mittlerweile sehr gut geworden und ich bin dankbar, dass meine Stimme dabei fest klingt.
Er nimmt mir die Kippe ab und drückt sie auf der Tischplatte ab. Automatisch streiche ich über meine Hände und die alten Verbrennungen. Es erdet mich immer, wenn sich irgendetwas anbahnt. Aber geerdeter als mit einem Levi vor mir, kann ich gar nicht mehr werden.
“Pflastertechnik.”, sage ich noch leise und sehe ihn wieder an. “Sag mir die Wahrheit, dann tut es nur einmal weh.”
Das Beste für mich. Wieso glaubt Jeder, dass er wüsste, was das Beste für mich ist ? Wieso sollte es irgendjemand besser wissen, als ich ? Wenn ich nicht weiß, was das Beste für mich ist, dann ganz sicher auch kein Idiot, der sich 10 Jahre nicht meldet und dann hier auftaucht, als wäre nichts gewesen. Ein verdammt sexy Idiot.
Ich atme tief durch, als er die Hand in meinen Nacken schiebt.
Geht es mir gut ? Nein. Nein. Nein. Seine Frage klingt wirklich so, als könnte es ihn interessieren. Ich will es ihm sagen. Dass ich dieses Leben hasse. Ich mich zurück wünsche in die Zeit, in der wir uns kennengelernt haben. Mich hier nichts hält. Alles nur zu sehr wehtut, um es ohne Substanzen auszuhalten und ich alles dafür tun würde, um die Zeit zurück zu drehen.
Stattdessen sehe ich ihm in die Augen und nicke nur kurz. “Mir gehts gut.”, sage ich leise und greife nach seiner Hand und ziehe sie aus meinem Nacken.
Kurz halte ich sie in meinen Händen und streichle über seine Haut und seine Finger.
“Mein Vater hat viel Geld und dadurch viele Feinde. Es ist sicherer für mich.”, erkläre ich ihm leise. Nicht gelogen. Nur nicht alles.
“Er hat mich hergeholt, als...als…” Ich atme tief durch. Pflastertechnik. “Als meine Eltern gegangen sind.”
Ich rutsche vom Tisch und bleibe einen Moment dicht vor ihm stehen. Er riecht frisch geduscht. Nach Aftershave oder so. Mit einer vertrauten Note von...Levi. Ich schiebe mich an ihm vorbei, um wieder Abstand zu ihm zu bekommen.
“Aber ich stelle die Fragen.”, sage ich fester und sehe ihn an, während ich mich ans Fensterbrett lehne.
“Wenn...es das Beste für mich ist, wenn du nicht hier bei mir bist. Wieso tust du dann hier ? Wieso reißt du bewusst Wunden auf, wenn du sowieso wieder verschwinden willst? Du gibst mir nicht Antworten, die ich haben will.”
Auf die Seepferdchen möchte ich nicht eingehen. Er verschweigt mir Dinge, dann will ich ihm nicht erzählen, dass jedes Mal, wenn eins stirbt, ein neues Levi den Weg in mein Aquarium findet.
@Levi Aurelio Montgomery


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#7

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 10.06.2021 17:08
von Aaron James • 67 Beiträge

Diese Verzweiflung in seinen Augen zu sehen ist so verdammt furchtbar, dass ich kurz davor bin ihm einfach zu erzählen, warum ich mich wirklich nicht melden konnte. Aber so sehr er mich auch beeinflusst, die Vernunft, die mir sagt, dass ich ihn, den Mann, den ich nie vergessen konnte, nicht in Gefahr bringen darf, ist größer.
Aber was zur Hölle für Gedanken hat er bitte? Er denkt ich hatte einen anderen? Was? Sowas geht ihm durch seinen verflucht hübschen Kopf? Doch noch viel mehr stört mich der Rest des Satzes ‘ich komme damit klar’. Nein, würdest du nicht. Will ich ihm am liebsten antworten, aber nur weil es das ist, was ich hören will. Ich will nicht, dass es ihm egal ist, wenn ich einen anderen gehabt hätte, obwohl ich keinen hatte. Scheiße zu was für dämliche Gedanken bringt mich der Typ vor mir eigentlich? Was wäre wenn geht mir sonst am Arsch vorbei, doch bei ihm. Er verursacht wohl ein mindestens genauso großes Chaos in mir, wie ich in ihm.
‘Dann tut es nur einmal weh’? Gott was für einen Bullshit er da von sich gibt. Mein Herz schmerzt noch immer nur wenn ich ihn sehe und er glaubt sowas würde gleich wieder vergehen? Ich würde ihm gerne sagen, was für ein Narr er doch ist und doch weiß ich einfach, dass er sofort dicht machen würde, wenn ich diese Worte sage.
“Ich hatte keinen Anderen, Adriano”, sage ich mit fester aber leiser Stimme und folge seiner Hand, die meine nimmt und kurz ist mein Hirn wie leergefegt, als er mich so sanft und vorsichtig berührt, als hätte er nie anderes tun wollen. Fuck! Weiß er eigentlich wie schwer er es mir macht?
Seine Antwort auf meine Frage ist eine glatte Lüge. Seine Augen schreien förmlich, dass es ihm alles andere als gut geht und in meinem Kopf schallt seine Stimme mit verzweifelten ‘Nein, nein, nein’. In einem anderen Leben würde er genau das aussprechen, würde mir zeigen, dass er verletzt ist und zulassen, dass ich ihm helfe, ihm daraus helfe, was auch immer dafür sorgt, dass er in den letzten Jahren so viele Fassaden aufbauen musste, die aber alle nicht schaffen, den echten Adriano vor mir zu verstecken. Ich weiß, dass er immer noch da ist. Ich erkenne es an der Art wie er mich ansieht, an den kleinen Berührungen, die viel zu schnell vorbei waren, aber immer noch deutlich auf meiner Hand zu spüren sind, als hätte er sie nie losgelassen.
Keine Ahnung wie er es macht, aber er bringt einfach alles, was ich in den letzten Jahren aufgebaut habe so durcheinander, dass Wünsche in meinem Kopf entstehen, die dort einfach nicht hingehören. Es gibt keine Welt, in der er und ich ein Paar sind und das wieder aufleben lassen können, was wir damals hatten. Und auch, wenn er jetzt wohl sagen würde, dass da nicht viel war, wissen wir eigentlich beide, dass es mehr war, als wir uns je eingestehen wollen würden, weil es uns verletzlich und angreifbar macht. Und irgendwas verrät mir, dass er genau das versucht vor der Außenwelt zu verstecken. Er will nicht schwach, hilflos oder auch nur so wirken, als könnte irgendetwas ihm etwas anhaben. Aber das kann es. Ich weiß es und er ebenso. Warum versucht er sich weiter an diesem schlechten Schauspiel, was ihm vielleicht andere abnehmen würden, aber ich niemals?
Ich nicke leicht auf seine Antwort, denn es macht Sinn, dass er einen Bodyguard hat, wenn sein Vater so viel Kohle besitzt. Obwohl ich mich wohl echt unwohl fühlen würde, wenn so ein Gorilla mir tagtäglich folgt.
Anfangs hatte ich selbst einmal welche und manchmal überlege ich auch, ob es nicht besser wäre, wenn ich jemanden an meiner Seite hätte, sodass ich nicht selbst immer zu einhundert Prozent meine Gegend abscannen müsste um nach potenziellen Gefahren Ausschau zu halten, aber dafür meine Privatsphäre aufgeben? Dafür das Gefühl aufgeben, dass man unbeobachtet durch die Straßen geht und einfach atmen kann?
Es ist ein großes Risiko in der Branche ohne weiteren Schutz außer der neun Millimeter, die gerade nicht bei mir ist, unterwegs zu sein und doch hat es auch etwas berauschendes, dass die Leute so noch weniger auf die Idee kommen würden, womit ich mein Geld verdiene, denn jeder an meiner Stelle hätte solche Typen, wie der der vor der Tür wartet, an seiner Seite. Aber ich bin eben nicht Jeder.
“Aber Moment… dein Vater? Ich dachte deine Eltern sind bei dem Unfall ums Leben gekommen?”, frage ich mit gerunzelter Stirn, denn es macht irgendwie keinen Sinn, dass er dann von diesem geholt wurde. Hat sein Dad nicht mit in dem Hotel gearbeitet, in welchem ich damals Urlaub machte?
Um ihm den Abstand zu lassen, den er gerade braucht, weiche ich einen Schritt zurück, als er an mir vorbeigeht und doch hinterlässt er eine Gänsehaut auf meinen Armen, die ich verstecke, indem ich meine Arme vor der Brust verschränke.
Seine Belehrung, dass er die Fragen stellt ignoriere ich, denn wieso sollte ich keine stellen dürfen? Nur weil ich mich damals nicht gemeldet habe? Ich denke ich habe trotzdem das Recht zu erfahren, warum ich um einen Menschen getrauert habe, der ganz offensichtlich nicht unter der Erde ist, wie angenommen.
Doch dann Folgen erneut Fragen, die meinen Kopf zum Rauchen bringen, auch wenn sich bei dem ‘Wieso tust du dann hier?’ ein kleinen Lächeln auf die Lippen schleicht. Wie ich diese kleinen Fehler vermisst habe. Fuck, wie ich diesen Akzent vermisst habe und verflucht einfach ihn.
Und trotzdem hat er mit jedem einzelnen Wort recht. Mit jeder Silbe, die sich eng um meine Brust schnürt und langsam dafür sorgt, dass ich glaube die Luft im Raum wird immer dünner.
Warum reiße ich Wunden auf?
Warum bin ich hier, wenn es für ihn gefährlich ist?
Warum bin ich nicht einfach weggeblieben, nachdem ich wusste, dass er doch noch lebt und bringe ihn mit jeder SMS, jedem Besuch in Gefahr?
“Wenn ich wieder verschwinden will?”, frage ich schließlich und sehe ihn an, ehe ich über meine Arme kratze und spüre, dass ich mich immer unwohler in diesen beknackten Sachen fühle.
“Du glaubst zu wissen, was ich will?” Meine Stimme zittert leicht, was ich hasse und doch gehe ich nun wieder auf ihn zu, bleibe mit wenig Abstand vor ihm stehen und stütze mich mit beiden Händen neben ihm am Fenster ab, sodass er dieses mal nicht gleich flüchten kann.
“Doch, Adriano, du hast recht. Ich glaube du weißt tief…” Ich tippe mit dem Zeigefinger gegen seine Schläfe und sehe weiter in seine Augen. “...hier drinnen genau, was ich will. Aber du versuchst dich hinter diesen Aussagen, dass ich dich verlassen habe, dass ich mich nicht gemeldet habe, dass ich dir nicht die Antworten gebe, die du gerne hören würdest… dahinter versuchst du dich nur zu verstecken. Aber… wie ich dir schon einmal sagte…”
Nun überwinde ich den Abstand noch mehr, beuge mich zu seinem Ohr und habe seinen Geruch so deutlich in der Nase, dass ich mich beinahe wieder sechzehn fühle. Doch das bin ich nicht mehr. Wir beide sind es nicht mehr, was aber nicht bedeutet, dass unsere Vergangenheit ausradiert ist, nur weil er sie nicht mehr in seinem Kopf haben will.
“Du bist noch da”, kommt leise, beinahe flüsternd über meine Lippen, ehe ich hauchzart mit diesen über seine Wange streife, aber bevor er mich von sich schieben kann, was er sonst definitiv tun würde, weiche ich mit dem Gesicht wieder zurück, lege eine Hand noch einmal unter sein Kinn und blicke ihn an.
“Aber ich werde gehen, wenn du es willst…”, flüstere ich erneut, schlucke kurz und rede dann weiter.
“Ich möchte nur, dass du glücklich bist. Ob mit oder ohne mich.”
Ich streife mit dem Zeigefinger über seine Haut, löse meine zweite Hand vom Fenster und bleibe vor ihm stehen.
“Sag mir, dass du es bist, wenn ich weg bin und ich verschwinde wieder aus deinem Leben, Adriano.”


zuletzt bearbeitet 10.06.2021 17:16 | nach oben springen

#8

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 11.06.2021 10:25
von Nolan Carter • 108 Beiträge

Seine Augen. Dieser Blick. Dieser nachdenkliche Ausdruck. Sorgenvoll und auf eine Art und Weise, die ich nicht Beschreiben kann. Es ist keine Art, die ich von ihm kannte. Früher war alles anders.
Wir hatten eine unbeschwerte Zeit. Viel Spaß. Viel Lachen. Viele kleine Berührungen, die mich auf Wolke 7 befördert hatten.
Kein Schmerz. Kein Leid. Vertrauen in Jemanden, den man kaum kannte. Er hat mich dort berührt, was nach und vor ihm, kein Anderer geschafft hat.
Wir waren einfach...Wir.
Wie viel würde ich dafür geben, wieder mit ihm Hand in Hand über den Strand zu laufen und Muscheln zu sammeln ? Alles. Ohne Frage würde ich alles dafür geben.
Ich vermisse diese Leichtigkeit. Keine Angst zu haben. Weder um andere, mein eigenes Leben oder auch nur vor Zurückweisungen, weil wir zwei Jungen waren. Das alles hat nicht einmal Platz in meinen Gedanken gefunden, weil ich zu sehr mit...Glücklich sein...beschäftigt war, um an sowas zu denken.
Anfangs habe ich Gedacht, dass ich hier genauso glücklich werden kann, wenn ich mich eingelebt habe und den Verlust meiner Eltern verkraftet habe.
Natürlich ist es super Geld zu haben. Macht zu haben und das zu bekommen, was man will. Aber für welchen Preis ?
Seit ich Levi vor einem Monat wieder gesehen habe, wurde mir klar, dass ich niemals in diesem Leben glücklich werde.
Ich bin nicht dafür gemacht, um anderen zu schaden, um das Beste für mich herauszuziehen. Ich bin nicht dafür gemacht, mich mein ganzes Leben zu verstellen. Oder dafür mich nicht um andere zu sorgen.
Und schon gar nicht dafür, um zu töten.

Jede Nacht sehe ich jedes Einzelne Gesicht vor mir. Jedes Gesicht von den Jenigen, die wegen mir oder durch mich ihr Leben gelassen haben. Und jedes Mal frage ich mich, was mich zu der Person macht, die überleben darf. Natürlich waren diese Menschen keine Unschuldigen. Aber ich bin es auch nicht.
Vielleicht hatten sie Frauen oder Kinder. Vielleicht hatten sie Menschen in ihrem Leben, die nicht die Gewissheit über den Tod ihrer Angehörigen haben, so wie ich. Vielleicht haben sie noch unnötige Hoffnung.
Ich bin nicht dafür gemacht, um das kalt wegzustecken, so wie ich es sollte. Auch wenn ich alles dafür tue, um es so aussehen zu lassen.
Ich bin dafür gemacht, um Menschen zu helfen. Meine letzten Cents zusammen zu kratzen und sie Obdachlosen zu geben. Mit meiner Mom zusammen ehrenamtlich in Altersheime zu gehen und mit den Leuten Karten zu spielen oder ihnen etwas vorzulesen. Ich habe die Rettungsschwimmer am Strand immer bewundert, weil sie so viele Leben retteten und sich dabei selbst in Gefahr brachten. Und jetzt… lasse ich Menschen keine Chance gerettet zu werden.

‘Ich hatte keinen Anderen, Adriano.’ Ein Satz, der mich beruhigen sollte, aber es mir nur noch schwerer macht, zu verstehen, was seine Gründe für seinen Abbruch waren. So sehr ich mir auch den Kopf für Mögliche Gründe zerbrochen habe, bin ich immer zu dem Entschluss gekommen, dass es mir gelegen haben musste. Ich dachte, da wäre mehr gewesen. Und irgendwie wirkt es jetzt auch nicht so, als hätte er es freiwillig getan. Aber wenn alles stimmt, was er sagt, was ist dann der Grund ? Er konnte nicht ? Er hatte keinen Anderen ? Und wieso sollte sich das jetzt geändert haben ?
"Was hat sich geändert, Levi ? Wieso geht es jetzt ? Lag es an mir ? War es das Alter ? Die Entfernung ? Was...war es..?"

Seine Frage zu meinem Vater bringt mich zum zusammenzucken. “Nicht!”, fahre ich ihn an und schüttle den Kopf. “Bitte...hör auf es immer wieder anzusprechen.” Ich weiß, dass es vermutlich der schlechteste Weg ist, das Thema komplett zu meiden. Vermeiden und verdrängen ist nie gut, aber ich kann nicht immer wieder darüber nachdenken und fühlen, was es mich fühlen lässt.
“Fabio war nur mein Stiefvater. Mein ..blutiger.. Vater hat schon immer in New York gelebt.”, erkläre ich ihm leise. “Ich wusste nicht von ihm, bis er sich...danach...bei mir gemeldet hat. Dann bin ich hier gekommen. Ich habe...sogar eine Zwillingsschwester, von der ich nicht weißte”
Für meine Verhältnisse komme ich wirklich ins plaudern und ich weiß nicht einmal, wieso. Vielleicht weil es einfacher ist darüber zu reden, als über das, was uns das zwischen uns angeht.

Ich verschränke meine Arme vor der Brust und sehe zu ihm, als er auf mich zukommt. Diesmal fällt es mir schwer meinen Blick von ihm zu nehmen. Er stützt die Arme neben mir am Fenster ab. Vermutlich weil er weiß, dass ich mich sofort wieder entfernen würde. Er kennt mich besser, als mir lieb ist.
Ich hänge an seinen Worten und drehe meinen Kopf weg, als er mir gegen die Schläfe tippt. Ich drücke meine Finger in meine Oberarme.
“Levi…”, bringe ich fast lautlos hervor, als er sich noch mehr nähert und lege meine Hände an seine Brust, um ihn wegschieben zu können, aber aus irgendeinem Grund tue ich es nicht.
Seine Worte. Seine Wärme. Sein Körper an meine, Und seine Lippen an meiner Wange. Ein Zusammenspiel, das mir eine heftige Gänsehaut beschert, sodass ich mich fast schütteln muss.
Natürlich hat er recht. Adriano ist noch hier. Auch wenn es deutlich einfacher wäre, ihn zu verbannen. Seine Gedanken und seine Gefühle. Auch die Gefühle für diesen Kerl, der mir gefährlich nahe ist, Nicht nur Physisch sondern auch Psychisch.
Ich muss schlucken, als er sich von mir entfernt. Nicht weit, aber soweit, dass etwas in mir schreit, dass er wiederkommen soll. Auch wenn mein Kopf mir sagt, dass er noch immer viel zu dicht ist.
Er will gehen, wenn ich dann glücklicher bin ? Das bin ich nicht. Es ist nicht gerade so, dass ich vorher glücklich war. Jetzt bin ich es genau genommen auch nicht, aber wenn er jetzt gehen würde, würde die Wunde von damals wohl einfach offen bleiben. Sein verschwinden wäre schmerzlich. Aber genauso wäre sein Bleiben ein Fehler. Ich darf ihn nicht gefährden. Ich kann mir schon nicht verzeihen, dass mir Fremde Personen verletzt worden sind. Was würde es wohl mit mir machen, wenn ihm etwas zustoßen würde ?
Ich könnte es mir niemals verzeihen. Aber das war nicht die Frage und ich bin mir sicher, dass ich diese auch nicht beantworten werde.
Auch wenn ich mich so sehr nach einer Konstanten in meinem Leben sehne. Eine Konstante, die Adriano kennt und versteht, was in mir vorgeht.
Ich schließe die Augen und schüttle leicht den Kopf.
“Ich kann dir keine Antwort darauf geben, Levi.”, sage ich leise. “Ich weiß es selbst nicht, okay ? Ich habe… “ Angst.
“Ich will nicht…” verletzt werden.
“Ich will dir vertrauen.” Ich öffne die Augen und sehe ihm wieder in seine. So vertraut. So liebevoll und warm.
Hastig ziehe ich meine Hände zurück, als mir auffällt, wie ich mich in sein Shirt und seine Brust gekrallt habe. Aus Angst, er könnte gehen ?
“Tut mir leid.”
Er wird gehen. Er wird gehen. Du wirst wieder alleine sein. Nur weil du dich selbst nicht entscheiden kannst.
Ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich kenne dieses Gefühl nicht. Angst ? Nein. Pure Panik, dass ich es hinterher bereue, jetzt nicht genug getan zu haben. Ihn nie wiederzusehen und wieder Jahre darauf zu warten, dass ich ihn wieder sehe.
Hilflos sehe ich ihn an, bevor mein Körper übernimmt und mein Gehirn ausschaltet. Schnell gehe ich einen Schritt auf ihn zu und schlinge meine Arme um seine Schultern und ziehe ihn somit etwas zu mir runter.
Drück mich nicht weg. Lass mich nicht los. Bleib bei mir. Adriano ist hier und will dass du bleibst. Auch wenn Simon dir eine Waffe an den Kopf halten sollte. Ich habe keine Kraft mehr mich zu verstecken.
Mein Herz hämmert in meiner Brust, sodass ich mir sicher bin, dass er es spüren muss. Ich klammere mich so heftig an ihm fest, dass meine Finger schmerzen.
“Bleib.”, flüstere ich kaum hörbar neben seinem Ohr und lege meinen Kopf an seiner Schulter ab.
@Levi Aurelio Montgomery


"No" is too serious. “Nope" is too casual “Nah” is just right “Did you kill this man?" “Nah”
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#9

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 12.06.2021 10:11
von Aaron James • 67 Beiträge

Ich schließe die Augen bei seinen erneuten Fragen und weiß nicht was ich antworten soll, denn eigentlich geht es jetzt genauso wenig wie damals. Wenn nicht sogar noch weniger, weil ich jetzt der bin, der dieses Geschäft führt, welches mich damals davon abgehalten hat, dass ich ihm geschrieben habe. Ich meine, wieso sollte ich so jemand unschuldiges wie Adriano mit in diese Welt ziehen? Wäre es nicht wahnsinnig egoistisch und einfach falsch, ganz egal, was ich für ihn empfunden habe und was auch jetzt, irgendwie immer noch da ist, wenn auch anders, irgendwie.
Obwohl genau das, was da zwischen uns ist, mich eigentlich genau dazu bringt, dass ich nicht bei ihm sein kann, denn ich will, dass es ihm gut geht, dass er in Sicherheit ist und das wäre er, Dinosaurier vor der Tür hier hin oder her, nicht. Er wäre eine Angriffsstelle in meinem System, welche meine Feinde sicher schneller herausfinden würden, als mir lieb ist. Und ich habe kein Problem damit, selbst auf der Abschussliste zu stehen, aber er? Nein. Einfach nein.
Wieder antworte ich nicht auf diese Fragen, denn ich wüsste auch nicht, was ich sagen sollte. Dass es nicht am Alter gelegen hat kann er sich selbst denken, immerhin unterscheiden uns nur zwei Jahre und das ist doch wirklich nichts.
Auch die Entfernung hätte mich nie aufhalten können mit ihm im Kontakt zu bleiben. Es war verflucht nochmal einfach die beschissene Tatsache, dass meine Familie der Mafia angehört. Aber das… kann ich ihm einfach nicht sagen. Es würde alles verkomplizieren, er würde von mir denken, dass ich ein Monster bin, eines, das bereits bevor wir uns kennenlernten das erste Leben nahm und trotzdem abends beruhigt einschlafen kann.
Ich hatte noch nie Albträume nachdem ich eine Angelegenheit erledigt hatte. Wieso auch? Jeder einzelne hatte es verdient auf irgendeine Art und Weise. Okay, vielleicht würden das viele auch über mich sagen, aber mich würde es auch nicht jucken, wenn ich mit einer Kugel im Kopf ende. Ich meine, das wäre wenigstens ein schneller Tod, oder?
Entschuldigend sehe ich ihn an, als ich den Schmerz in seinen Augen erkenne, als er sagt, dass ich seine Familie nicht ansprechen soll. Er hat es nicht verarbeitet, merke ich sofort. Aber wie sollte man das auch? Wenn die Familie, die immer bei einem war, plötzlich ganz weg ist? Wenn man eigentlich eine heile Welt hat, die plötzlich vollkommen auf dem Kopf steht? Ob er Verletzungen von dem Unfall hatte? Und wie lange dauerte es, bis er wieder schlafen konnte? Ich will so vieles wissen und doch werde ich seine Bitte nicht ignorieren und nicht weiter nachfragen.
“Eine Schwester?”, kommt dann aber doch sehr überrascht von meinen Lippen. Heftig. Sein Leben wurde echt ziemlich auf den Kopf gestellt. Aber wieso ‘weißte’ - wieder muss ich leicht lächeln, trotz des beschissenen Themas - er nichts davon? Hat seine Mom ihm nie von ihr erzählt? Fuck, ich merke gerade, dass er in den letzten Jahren so einiges mitmachen musste und sicherlich ähnliche Fragen im Kopf hat, wie ich, denn er konnte sie ja zu dem Zeitpunkt nicht mehr fragen, selbst wenn er es hätte wissen wollen.
“Blutiger Vater?”, frage ich sofort und kann nicht anders, als bei den Worten mit meiner Hand durch seine Haare zu streichen, nur einmal.
“Okay… heftig.” So richtig weiß ich gar nicht, was ich zu all den Informationen sagen soll, denn es ist einfach nur krass, was geschehen ist. Obwohl krass gar kein Ausdruck dafür ist.
Und Gott, mein Name aus seinem Mund lässt mich eine Gänsehaut bekommen und mir wird nur noch einmal mehr bewusst, wie erleichtert ich bin, dass er nicht gestorben ist. Damals habe ich so gelitten, als ich das erfuhr und jetzt.. steht er vor mir. Fuck. Ich bin überfordert und das überfordert mich nur noch mehr, weil ich immer die Kontrolle brauche. Doch jetzt gerade habe ich sie nicht und gebe sie noch mehr ab, als ich ihm die Wahl lasse, zu entscheiden, wie es weitergeht. Doch wer wäre ich, wenn ich ihn zu etwas zwinge, das er gar nicht mehr will, auch wenn ich noch immer sehen kann, dass ich etwas in ihm auslöse.
Abwartend stehe ich da, höre die Worte, die er sagt, auch wenn es eher angefangene Sätze sind, weiß ich, wie sie enden würden. Ich weiß wovor er Angst hat und ich weiß, dass ich ihn damals so verletzt habe, dass es nicht gutzumachen ist. Aber vielleicht wird er eines Tages verstehen, dass ich so gehandelt habe um ihn zu beschützen. Obwohl ich nicht sagen kann, ob er jemals erfahren wird, in was für einer Welt ich lebe, auch wenn sie immer noch da ist und mir im Nacken sitzt, diese abgefuckte Welt, die mich daran zweifeln lässt, ob es wirklich richtig ist, die Arme um ihn zu schlingen, als er sich an mich drückt. Die mich in Frage stellen lässt, ob es richtig ist, dass sein Geruch, der mir in die Nase weht, so vertraut sein sollte und ob die Wärme, die von ihm ausgeht, sich so gut anfühlen sollte.
Ich hasse diese Welt. Jetzt gerade hasse ich sie so sehr, wie ich noch nie etwas gehasst habe, auch wenn ich es sonst liebe der zu sein, der ich bin. Normalerweise bin ich meinen Eltern dankbar für das, was sie mir hinterlassen haben, aber jetzt in diesem Moment wünschte ich mir, ein normaler Mann zu sein, der mit seinem Freund durch die Straßen laufen könnte, ohne Angst zu haben, dass sie gesehen und es gegen ihn verwendet werden könnte.
Natürlich ist hier noch alles neu. Niemand kennt mein Gesicht, was sich aber bestimmt schon bald ändern wird, denn in einer Stadt wie New York und vor allem in einer Gegend wie dieser bleibt man sicher nicht unentdeckt.
Ich drücke ihn noch fester an mich, lehne meinen Kopf gegen seine und gebe ihm einfach den Halt, den ich ihm gerade geben darf. Wer weiß, ob er mich nicht in zwei Sekunden wieder von sich schiebt. Beinahe erwarte ich es, weil er zeitweise nicht gegensätzlicher handeln könnte, aber jetzt in dieser Sekunde tut er es nicht.
Sein leises ‘bleib’ ist kaum zu hören und versetzt mir gleichzeitig mit dem flatternden Gefühl in der Brust einen tiefen Stich, weil ich nicht bleiben sollte. Ich sollte mich von ihm lösen, ihm sagen, dass ich einfach wissen musste, dass es ihm gut geht, und dann verschwinden. Aber ich kann es nicht, so sehr ich es auch will… es geht nicht.
Er war schon damals für mich etwas, was ich nicht beschreiben konnte. Er war da, hatte nichts mit dem ganzen Kram meiner Familie zutun und war einfach ein Sonnenschein, der meine dunklen Tage erhellte.
Er war mein Licht, damals und obwohl so verflucht viel Zeit vergangen ist, spüre ich, dass er es auch jetzt noch ist.
“Mi Luz…”, hauche ich so leise, dass ich glaube, er könnte es nicht einmal hören. Aber es ist auch nicht wichtig. Jetzt gerade ist es….
Ein Schauer fährt über meinen Rücken und ich zucke so heftig zusammen, dass ich Adriano überrascht von mir schiebe und beginne über meine Arme zu kratzen. Ich habe es versucht. Für ihn habe ichs getan, doch nun halte ichs nicht mehr aus.
“Fuck!” Ohne darüber nachzudenken greife ich in meinen Nacken, ziehe mir den widerlichen Stoff vom Körper und öffne gleich darauf die Hose, die zu boden gleitet. Natürlich hat er keine Shorts für mich bereitgelegt, sodass ich nun vollkommen nackt vor ihm stehe und beginne, mit beiden Händen über meine Arme, meinen Bauch und meine Schenkel zu kratzen.
“Fuuuuck es ist so ekelhaft!”
Wieso nur habe ich die Klamotten angezogen? Ich wusste doch, dass ich es nicht aushalte. Aber darauf zu bestehen, meine anzubehalten, hätte sicherlich nur gebracht, dass ich nicht zu ihm darf. Fuck, fuck, fuck.
“Ich…” Schaue zu Simon, der total peinlich berührt und überfordert vor mir steht.
“Sorry… aber… ich kann das nicht”, sage ich, worauf ich sofort Schmerz in seinen Augen sehe.
“Fuuuuck nein! Nicht das. Nicht du…!” Ich gehe wieder auf ihn zu, lege beide Hände an seine Wangen und sehe ich an.
“Aber ich kann keine Sachen tragen, die nicht von mir sind.. da…” Wieder schüttelt es mich und ich beginne mich zu kratzen.
“Bei Gott, ich brauche eine neue Haut!”


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#10

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 12.06.2021 14:41
von Nolan Carter • 108 Beiträge

Er beantwortet keine meiner Fragen, Ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür nicht doch sehr dankbar sein sollte. Wenn all diese Fragen nicht der Grund für sein Verschwinden sein sollte, dann muss es etwas anderes sein. Etwas schlimmeres ? Etwas verletzendes ? So viele Fragen und so viel Ungewissheit.
Würden meine Gefühle bei ihm nicht so verrückt spielen und würde ich ihm nicht glauben, dann würde ich ihm vermutlich nicht so viel Vertrauen entgegen bringen.
Wie erwartet weiß er nichts darauf zu sagen, was meine neue Familie angeht. Ich verstehe das sehr gut. Mir ging es nicht anders. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen soll und wenn ich ehrlich bin, weiss ich es auch heute noch nicht so recht.
Das Einzige, was mir dazu einfällt ist, dass es alles ein großer Zufall gewesen muss. Ein zu großer, wenn man mich fragt. Aber das kann ich nicht beweisen und wenn ich die Hoffnung habe, es ernsthaft noch einmal herauszufinden, dann sollte ich den Fehler nie machen und es bei Richard ansprechen. Dann würden alle noch aufzufindenden Beweise, wenn sie denn überhaupt noch existieren sollten, sicher ganz schnell vernichtet werden.

Als er die Arme um mich schlingt und mich festhält. fühlt sich aufeinmal alles richtig an. Vollständig und sicher.
Ich presse die Augen zusammen und klammere mich an ihm fest. Seine Nähe fühlt sich zu gut an, um sie mir zu verbieten. Verdammt, er hat Suchtpotential.
Mi Luz? Hat er das gerade wirklich gesagt oder habe ich es mir eingebildet ? Sein Licht. Ich würde so gerne sein Licht sein, aber vermutlich werde ich genau das Gegenteil sein. Ein Schatten, der langsam näher kommt, um ihn irgendwann mitzureißen.
Sombra.
"Du hast mich gefehlt.", flüstere ich leise.
Blinzelnd lasse ich ihn los, als er mich von ihm schiebt. Zu früh. Viel zu früh. Fuck ?
Ich neige den Kopf, als er sich plötzlich auszieht. Zuerst sein Shirt und bevor ich es verhindern kann, landet auch seine Hose auf dem Boden.
“Levi warte!”, sage ich eilig und sehe ihn kurz überfordert an, bevor ich die Hände vor meine Augen lege. Es ist nicht so, als hätte ich noch nie einen nackten Mann gesehen. Oder als hätte ich Levi noch nicht nackt gesehen, aber DAS habe ich nun wirklich nicht erwartet. Plötzlich fühle ich mich wieder wie 14.
“Levi was du machst denn ?”, frage ich ungewollt mit höherer Stimme.
Ich schiele zwischen meinen Fingern hindurch. Wieso kratzt er sich ? Hat er Läuse ? Krätze ?
“Alles okay?”, frage ich nun doch leise und nehme langsam die Hände von meinen Augen, um ihn besorgt zu mustern.
Er kann es nicht ? Mein Herz zwickt, sodass ich eine Hand auf meine Brust lege. Autsch.
Nicht das ? Nicht ich ? Ich nicke zarghaft, als er wieder auf mich zukommt und die Hände an meine Wangen legt.
“Oh...okay.”, sage ich leise und sehe ihn überfordert an. Es liegt an den Klamotten ? Schuldbewusst sehe ich ihn an und drehe meinen Kopf zur Tür, als sie aufgeht.
Patrick kommt mit der Hand an der Waffe hinein und mustert uns kritisch. Wir müssen so ein wahnsinnig merkwürdiges Bild darstellen, denn ich habe Patrick noch nie so verwirrt gesehen.
Ich spüre wie meine Wangen heiß werden, als er meinen Blick sucht. “Alles gut, Patrick.”, sage ich leise und sehe Levis Rücken an, als er sich ebenfalls zur Tür dreht.
Etwas dunkles an seiner Wade zieht meine Aufmerksamkeit auf sich.
Ein...Seepferdchen. Levi hat ein Seepferdchen Tattoo auf der Wade. Das kann kein Zufall sein. Überfordert sehe ich zwischen beiden hin und her und bekomme erst wieder einen klaren Kopf, als Levi sich wieder anfängt zu kratzen, als er sich zu mir dreht. Schnell halte ich seine Hände fest und sehe ihn eindringlich an.
“Hilft dir eine Dusche ? Ich hole dir deine Sachen.”, sage ich leise und führe ihn an einer Hand zu einer Tür und öffne sie für ihn.
So oft, wie ich hier bin, ist sie mindestens genauso oft in Benutzung, wie meine Dusche zuhause.
“Auf dem Regal sind Handtücher.”, erkläre ich ihm, bevor ich ihn reinlasse und die Tür hinter ihm schließe.
Verlegen sehe ich Patrick an und gehe die Klamotten vom Boden aufheben.
“Wehe du sagst was.”, sage ich leise und reibe meine Brust, weil sich mein Herz noch immer nicht besser anfühlt.


Patrick:
Fuck. Fuck. Fuck nein, Nicht das. Nicht du. Ich brauche eine neue Haut. Levi warte! Was zur Hölle geht da drin vor sich ?
Ich öffne die Tür und sehe stirnrunzelnd auf die Szene vor mir. Oder viel mehr auf das Nackte Hinterteil des Gastes.
Alleine Simons gerötete Wangen bringen mich dazu, die Waffe in der Hose zu lassen. Das ist definitiv keine Notsituation. Aber was ist es dann ?
Nachdenklich beobachte ich die Situation. Und Simons weiche Gesten, die Hände seines Gegenübers zu nehmen. Ich habe ihn lange nicht mehr derart...weich erlebt. Im Laufe der Jahre ist er immer härter und ernster geworden.
Aber das hier...das wirkt fast wie damals. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe und seine ersten überforderten Wochen. In denen ich ihn so oft von dummen Sachen abhalten musste, um sein Leben nicht zu gefährden, weil er noch keine Ahnung hatte, was ihn erwarten würde.
Er schickt ihn duschen und sammelt die Sachen auf.
“Ich sage nichts, aber fragen werde ich haben.”, sage ich und nehme ihm die Klamotten ab, bevor ich auf meine eigene Wade tippe. “Seepferdchen? Ich hoffe, du bist vorsichtig.”
Auch wenn er es mir nie gesagt hat, bin ich mir sicher, dass er nicht Hetero ist und ihm das Ganze große Probleme bereiten würde, wenn es an falsche Leute geriet. Vor allem mit ihm wichtigen Personen.
“Ich hole seine Klamotten.”, sagt er leise und ich schüttle den Kopf. Ich halte ihn am Oberarm zurück und schiebe ihn Richtung Tisch und drücke ihn dort auf einen Stuhl.
“Du machst eine Pause.”, sage ich und deute auf sein bläulich verfärbten Lippen. “Du solltest das noch einmal abklären lassen.”
Er verzieht das Gesicht, nickt aber. Ein Zeichen dafür, dass er selbst merkt, dass etwas nicht stimmt.
Seit einem Jahr wissen wir, dass sein Herz durch die Sucht beeinträchtigt wurde. Er bekommt Medikamente und anfangs schien es ganz gut zu wirken. Aber langsam werden auch schon nicht körperliche Situationen zu einem Belastungstest. Zwar hat mich gerade Barrys unruhiges hin und her rutschen darauf hingewiesen, dass etwas nicht stimmt, aber die bläulichen Lippen sind sonst auch ein eindeutiges Zeichen dafür.
Und kein Wunder, dass es nicht besser sondern schlimmer wird, wenn er weiter das Zeug spritzt.
“Pass auf ihn auf.”, weise ich Barry an, als Simon die Arme auf dem Tisch ablegt und den Kopf darauf bettet. Einen Dollar für deine Gedanken.
Schnell gehe ich aus dem Büro, um die Klamotten zu holen, um sie dann auf dem Tisch abzulegen. Ich stecke die Munition wieder in seine Waffe, behalte allerdings eine, nur um sicher zu gehen und lege sie auf die ordentlich gefalteten Sachen.
“Ich kenne ihn von früher..”. höre ich Simon leise sagen, der den Kopf hebt und den Kopf auf seiner Hand abstützt.
“Ich weiß.”, sage ich leise. “Er nennt dich Adriano.” Und du verhälst dich nicht, wie ein Lakert in seiner Nähe, füge ich in Gedanken hinzu und wuschle ihm kurz durch die Haare.


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#11

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 13.06.2021 20:34
von Aaron James • 67 Beiträge

Fuck! Verflucht, fuck!
Ich komme mir wie ein Idiot vor, als Adriano mich in einen kleinen Raum schiebt und die Tür hinter mir schließt.
Meine Haut brennt, als würde ich mitten in einem Feuer stehen und alles was ich will ist, dass es aufhört.
Sofort steige ich unter die Dusche, und schiebe die Frage, warum er überhaupt eine Dusche in seinem Büro hat, zur Seite, weil ich jetzt definitiv nur noch eines will: mich wieder sauber fühlen.
Das Wasser stelle ich so heiß ein, wie es nur geht, damit auch wirklich der ganze Dreck von meinem Körper gewaschen wird und während ich mein Gesicht in den Strahl halte versuche ich mich daran zu erinnern, ob es einen Moment gab, an dem ich merkte, dass ich es so furchtbar finde Kleidung zu tragen, die nicht mir gehört. Aber ich kann mich nicht erinnern, was wohl bedeutet, dass es einfach immer so war.
Seufzend fahre ich mir mit den Händen durch die Haare und weiß nicht so recht, was ich von dieser ganzen Situation gerade halten soll. Eben noch wollte er, dass ich ihn nicht anfasse, dann liegt er in meinen Armen und schließlich schiebe ich ihn weg, weil ich diese bescheuerten Sachen anziehen musste! Ich hoffe er kommt nie wieder auf die hirnrissige Idee mich zu sowas zu zwingen.
Nachdem ich mich mit Adrianos Duschgel gewaschen habe, schalte ich das Wasser aus und nehme mir eines der Handtücher, von denen er eben sprach, überlege einen Augenblick und trockne mich schließlich doch damit ab, weil sicherlich nur er diese verwendet. Aber diese Sachen da draußen… wer weiß wie viele Menschen die schon vor mir… wieder schüttele ich mich und überlege einen Moment, ob ich nicht doch nochmal unter den Wasserstrahl gehe, lasse es dann aber, weil ich ja nicht Zuhause bin. Dort würde ich wohl genau das tun, obwohl es auch nicht jeden Tag so ist, dass ich sowas anziehen muss!
Ich wickele mir das Handtuch um die Hüften und fahre mir noch einmal mit beiden Händen über das Gesicht, ehe ich die Tür öffne und zurück in den Raum gehe.
Patrick und Adriano sehen sofort auf und ich gehe selbstbewusst auf sie zu.
“Also… ich wäre jetzt echt dankbar, wenn ich meine eigenen Sachen wieder anziehen d..” Ich unterbreche, weil ich diese auf dem Tisch sehe. Ohne nochmal nachzufragen lege ich meine Knarre daneben, greife nach meiner Boxershorts und lasse das Handtuch fallen.
Belustigt stelle ich fest, dass Adriano wieder wegsieht. Er scheint ein wenig… verklemmt zu sein, was das nacktsein angeht. Ich habe aber keinerlei Probleme damit, meinen Körper zu zeigen oder andere anzusehen. Wieso denn auch?
“Du kannst wieder gucken”, sage ich lachend, als ich meine Jeans übergezogen habe und gerade das Shirt glattstreife.
“Nichts, was du nicht schonmal gesehen hast”, kann ich mir dann aber doch nicht verkneifen und zwinkere ihm frech zu, bevor ich meine Pistole nehme und die Munition kurz rausziehe. Mir fällt sofort auf, dass eine Kugel fehlt, weshalb ich die Waffe wohl Zuhause gegen eine die eines anderen Tauschen werde. Sicher ist sicher. Doch ich lasse mir nichts anmerken, schiebe sie zurück an meinen Rücken und meine Hände in die Hosentaschen.
“Danke.” Patrick kann sich bestimmt denken, dass ich nicht dumm bin und weiß, was er getan hat. Trotzdem werde ich ihn nicht darauf ansprechen. Das habe ich nun echt nicht nötig. Wenn er meint, dass er damit Adriano schützen kann. Why not?
Ich streiche mir mit der Hand durch die nassen Haare und warte darauf, dass ich wieder allein mit Adriano sein kann.
“Ich denke erklären, warum ich mich gerade wie ein Vollidiot verhalten habe muss ich nicht oder?” Entschuldigend schaue ich zu Adriano und gehe auf ihn zu, während mir gerade echt egal ist, ob Patrick dabei ist oder nicht.
Vor ihm bleibe ich stehen, greife nach seinen Händen und sehe ihn an. Sofort ziehe ich besorgt die Augenbrauen zusammen, denn die Farbe seiner Lippen gefällt mir überhaupt nicht. Und doch weiß ich einfach, dass er mir entweder nur sagen wird, dass alles okay ist oder der Frage ganz ausweicht, sollte ich sie stellen.
Mit einem Nicken schickt Adriano Patrick nun doch wieder raus und dieser verlässt, wenn auch skeptisch, sicherlich weil ich nun bewaffnet bin, das Büro. Ob ihm klar ist, dass Adriano der letzte Mensch auf Erden wäre, dem ich etwas tun würde?
Mein Blick gleitet zurück zu dem Mann vor mir und ich drücke sanft seine Finger.
“Tut mir leid wegen eben…” Langsam lege ich die Arme wieder um ihn und drücke ihn kurz an mich, bevor ich die Hände wieder flach an seine Wangen lege und die Stirn an seine.
“Es ist so verdammt viel passiert. In deinem Leben, in meinem. Und doch stehen wir nun beide hier und wissen, dass es immer noch da ist.” Ich bringe wieder etwas Abstand zwischen uns, weil es mir echt schwer fällt, nicht noch weiter zu gehen, aber es darf nicht sein. Nicht jetzt.
“Werde ich in Zukunft weiterhin an der Bar auf dich warten müssen? Oder triffst du dich mit mir?” Falsch. Falsch. Falsch. Mein Gewissen ist so laut, dass sogar Adriano es hören müsste. Ich darf ihn nicht in Gefahr bringen, fuck warum tue ich es dann?
“Also… keine Ahnung…” Nun stottere ich auch noch bescheuert herum. Man, was macht der mit mir?! Ich verstehe nicht, warum er so einen Einfluss auf mich hat, obwohl er nur für so eine kurze Zeit zu meinem Leben gehörte. Es waren bloß zwei Wochen und doch habe ich sein Gesicht nie vergessen, seinen Geruch, seine Wärme… Fuck verflucht! Ich will nicht weiter darüber nachdenken, ob das hier richtig oder falsch ist. Ich will doch einfach nur…
“Adriano…”, flüstere ich leise, streiche mit den Daumen über seine Haut und frage mich wirklich, was mit ihm nicht stimmt, weil er gerade echt nicht gesund wirkt. Weshalb ist er es nicht? An Ärzten oder Geld kann es ja nicht liegen, da er, wie er eben sagte, einen reichen Dad hat. Aber was ist dann nicht in Ordnung? Ich will es wissen, will ihn fragen und doch hält mich etwas davon ab. Ich sehe ihn nur an, in diese Augen und will die Zeit anhalten. Gott meine eigenen Gedanken gehen mir auf die Nerven, weil ich nicht so ein gefühlsduseliger Penner bin, mich aber wie einer fühle. Was soll der Mist nur?
“Sag irgendwas...“ In keiner Situation fühle ich mich so hilflos wie vor ihm. Es ist als würde er alles mit wenigen Worten zum Einsturz bringen können. Ich hang damals auch mehr an ihm, als ich mir je eingestanden habe. Ich wollte mich melden, wollte ihn wiedersehen und doch frage ich mich gerade, ob es wirklich richtig war, wenn ich jetzt doch vor ihm stehe. Ist somit alles, was ich damals getan habe umsonst gewesen?


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#12

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 14.06.2021 22:02
von Nolan Carter • 108 Beiträge

Mein Hirn läuft auf Sparflamme. Patrick spricht mit mir, aber seine Worte dringen nicht zu mir vor und bleiben irgendwo zwischen Ohr und Hirn hängen. Genauso wie der Fakt, dass er eine Waffe auf Levis Klamotten legt. Ich sehe es, aber es dringt nicht zu mir durch.
Wenn ich nicht so oft mit Waffen zu tun hätte, wäre es mir vielleicht vorher klar geworden, aber so wirkt dieses Bild lediglich… unpassend auf mich. Etwas, das nicht zusammenpasst und mein Hirn zum Rattern bringt.
Ohne die Spritze vor ein paar Minuten, wäre das vermutlich zu einem Migräneanfall geworden. Ein Vorteil von schmerzstillenden Drogen.
Ich hebe den Blick, als die Badezimmertür aufgeht und Levi herauskommt. Nur im Handtuch! Eilig drehe ich den Kopf weg und stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab. Er hat wirklich kein Problem damit sich zu präsentieren. Was muss Patrick nur im Hirn herum spuken ?
Als er sagt, dass ich wieder schauen kann, trägt er seine eigenen Klamotten wieder. So gerne ich auch die Uniform an ihm gesehen habe, wirkt er in dieser deutlich mehr wie...Levi.
Er nimmt die Waffe in die Hand und kontrolliert die Munition. Erst jetzt wird mir bewusst, dass es seine ist und Patrick sie nicht einfach so dorthin gelegt hat.
Ich würde gerne behaupten, dass dieses Bild, was sich mir bietet, nicht zusammen passt. Der liebevolle Levi, der sich jede kleine Ausführung über meine Seepferdchen angehört hat, sodass er es sich sogar hat tätowieren lassen...läuft mit einer Waffe durch die Gegend ? Normalerweise hätte ich wohl ein unwohles Gefühl, wenn mein Gegenüber eine Waffe zur Hand hat und meine im Schreibtisch ein paar Meter neben mir liegt, aber bei ihm ist es nicht so.
Es passt zu ihm. Als wäre es füreinander gemacht. Aber obwohl es eine so tödliche Waffe ist, fühle ich mich dadurch bei ihm nicht bedroht, sondern einfach sicher.
Ich sehe ihm dabei zu, wie er an seine Hose steckt.
“Alles gut.”, sage ich leise. “Tut mir Leid. Ich habe dir vertrauen sollen.”
Mit einem Kopfnicken, verschwindet Patrick aus dem Raum und ich lasse mich von Levi auf die Beine ziehen und bleibe vor ihm stehen. “Alles gut.”, sage ich noch einmal und lasse mich an ihn drücken. Gerade als ich die Arme um ihn legen will, drückt er mich aber auch schon wieder von sich weg und legt erneut die Hände an meine Wangen.
Ich werde es vermutlich niemals zugeben, aber verdammt beschert mir das Schmetterlinge. So viele verdammte Schmetterlinge.
Ich schließe die Augen, als er die Stirn gegen meine legt und lege vorsichtig meine Hände an seine Brust.
Es hat sich soviel verändert, dass wir nun beide mit Waffen durch die Gegend laufen und uns nicht mehr vertrauen ohne einen Beweis.
Seine Nähe fühlt sich aufladend und beruhigend zugleich an. Ein Gefühl, dass ich noch nie in so einer Art und Weise gespürt habe.
Er weicht wieder zurück. Seine fast gestressten Annäherungen und sein Zurückweisen geben mir ein Schleudertrauma. Ich spüre, dass er einen inneren Konflikt mit sich austrägt, von dem er selbst überrascht zu sein scheint.
Ich lasse meine Hände an seiner Brust liegen und streiche mit den Daumen über den Stoff seines Hemdes, in der Hoffnung, dass es ihn etwas beruhigt.
Sein Verhalten bringt mich zum Lächeln. In unseren Gesprächen wirkte er sonst immer sehr selbstbewusst und vor allem sicher. Aber gerade wirkt es ganz Anders. Nervös, unsicher und hilflos.
Umso unsicherer er wird, desto sicherer fühle ich mich. Er gibt mir die Möglichkeit ihn zu verletzen. Ihm den Boden wegzuziehen, so wie er es bei mir getan hatte.
Aber das ist das letzte, was ich will.
Ich schüttle leicht den Kopf und trete einen kleinen Schritt wieder näher zu ihm.
“Die Entscheidung legen bei dir, Levi.”, sage ich leise und streiche ihm vorsichtig durch die feuchten Haare. “Es ist leider nicht so leicht. Wir können uns treffen. Aber...nicht hier. Nicht draußen. Nur da, wo wir zu zweit sind. Mein Vater… kann es nicht akzeptieren.”

Auch wenn es nicht so ist, kommt es mir so vor, als wäre das die erste Wahrheit die ich ihm ins Gesicht gesagt habe.
Dass er es nicht akzeptiert, ist noch schön gesagt. Bei einem Abendessen mit meiner Schwester hatte er einmal verlauten lassen, dass er uns im Garten verscharren würde, wenn wir auf die Idee kommen würden, einen Mann oder, im Falle meiner Schwester, eine Frau mit nachhause zu bringen. Und mittlerweile kann ich Richard glaube ich so gut einschätzen, dass das kein Scherz gewesen war.
“Und es ist gefährlich dich mit mir zu zeigen. Leute könnten dich...klauen, um Geld zu erpresssen, weil mein Vater Geld hat. Und ich würde dir das nicht sagen, wenn es so etwas in der Richtung nicht schon mehrmals passiert sein hätte können”
Ich sehe ihm in die Augen und kann sie nicht deuten. Er denkt so viel, dass ich seine Gefühlsregungen nicht ordnen kann.
Es würde wehtun, wenn er mich jetzt von sich stößt. Verdammt weh. Aber ich könnte damit leben, weil ich ihm die Möglichkeit gegeben habe, zu entscheiden, weil ich mit offenen Karten gespielt habe.

Es kann ihm so viel passieren, weil er sich mit mir abgibt. Aber wenn wir uns im geheimen treffen, wer sollte es bemerken ? Patrick ist es egal. Vielleicht freut er sich sogar, weil er mich nicht ständig an unterschiedlichen Orten abholen muss und er weiß mit wem ich zusammen bin, wenn ich nicht bei ihm bin.
Ich ziehe langsam meine Hand zurück und streiche ihm über die Arme, ohne meinen Blick von ihm zu nehmen. Es fällt mir schwerer zu atmen, aber mich von ihm zu lösen, nur um mich wieder hinzusetzen, ist gerade das Letzte, was ich tun will.

Stattdessen schiebe ich meine Hände über seine Seiten nach unten zu seinen Hüften und lasse sie dort kurz liegen.
“Außerdem... “, setze ich an und schiebe meine Hände blitzschnell nach hinten und ziehe ihm die Waffe heraus. Seine Hände zucken kurz und ich bin mir sicher, dass er es verhindern könnte, wenn er es gewollt hätte.
Ich halte sie hoch, ohne mich von ihm zu lösen.
“Wofür brauchst du die?”, frage ich leise. “Ich finde das ganz schön…”.. heiß. Doch bevor ich es sagen kann, werde ich so plötzlich von einem Hustenanfall geschüttelt, dass ich es aufs Instant Karma schiebe oder auf Gott, der mir ein klares Zeichen gibt, dass meine Kommunion bereut. Vielleicht ist es auch einfach nur das dämliche Herz und ich bin einfach überdramatisch.
Hustend lege ich meine Hand an meine Brust und drücke Levi seine Waffe dabei wieder in die Hand.
“Sorry, geht schon wieder.”, nuschle ich leise.


"No" is too serious. “Nope" is too casual “Nah” is just right “Did you kill this man?" “Nah”
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#13

RE: Mi Luz; mi Sombra - Simon & Levi

in archiv 16.06.2021 19:08
von Aaron James • 67 Beiträge

Seine Berührung sollte sich nicht so gut, so vertraut anfühlen, denn eigentlich stehen zwei wildfremde Leute voreinander. Wir haben uns so lang nicht mehr gesehen, haben uns verändert, weiterentwickelt und sind nicht mehr die Kinder, die sich damals kaum aus den Augen lassen konnten. Und doch weiß ich, dass es nicht stimmt. Obwohl diese lange Zeit vergangen ist ist da immer noch etwas, etwas, was mich ihm vertrauen lässt und was meinen Körper dazu bringt auf darauf zu reagieren, wenn er mich anfasst.
Mein Blick gleitet kurz zwischen uns, wo seine Hände auf meiner Brust ruhen, bevor ich wieder hoch in sein Gesicht sehe, dass sich sehr verändert hat, auch wenn ich immer noch den vierzehnjährigen Adriano in seinen Augen sehen kann. Wieder ein Beweis, dass wir irgendwo doch noch wir sind…
Fuck. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so zerreißende und gleichzeitig vollkommen gegensätzliche Gedanken hatte, aber er…
“Was machst du nur mit mir?!”, frage ich aber will eigentlich gar keine Antwort darauf, weil er sie mir sicherlich auch nicht geben kann. Doch in all den Jahren hat kein Mensch mich so alles anzweifeln lassen, wie er. Wie ist das möglich?
Kurz schließe ich die Augen, als ich seine Finger in den Haaren spüre und sehe ihn wieder an.
“Dein Vater kann es nicht akzeptieren?” Ich kann mir den sarkastischen Unterton nicht verkneifen, denn hat er mal auf seinen Ausweis geschaut? Er ist doch keine sechs mehr, wo ihm jemand verbieten könnte, dass er sich mit einem Mann trifft.
Und doch taucht sofort die Frage in meinem Kopf auf, ob ich nicht auch so handeln würde, würde mein Dad noch leben und dagegen sein.
Ich verstehe diese Menschen nicht, die es nicht einfach akzeptieren können.
Ich bin absolut kein unbeschriebenes Blatt und ich verwette mein Auto darauf, dass ich in einigen Geschichten als der Böse durchgehen würde, aber weshalb lässt man die Menschen nicht mit demjenigen rummachen, mit dem er es will? Warum nehmen sich Leute raus zu sagen, zu wem man sich hingezogen fühlen darf und zu wem nicht? Was ist falsch mit denen? Irgendwer muss denen ins Hirn geschissen haben, anders kann ich mir das nicht erklären.
“Warum kann dein Vater das nicht akzeptieren? Warum lässt du dir das gefallen? Du wirkst mir nicht wie jemand, der macht, was man ihm sagt….” Jedenfalls fühlte es sich jeden Tag so an, den er mich hier sitzen ließ, bis er heute endlich erbarmen mit mir hatte und mit mir sprach.
Und wie der Panzer da vor der Tür auf ihn hört, wenn er etwas sagt… Adriano ist sicher nicht mehr der schüchterne Typ, der damals mit mir Muscheln sammelte, auch wenn ich meine Hand dafür ins Feuer legen würde, dass es ihm nicht leicht gefallen ist, genau diese Unsicherheit äußerlich so abzulegen. Aber weshalb dann nicht bei seinem Vater, wenn es doch das ist, was er will?
Jemand könnte mich klauen? Wäre die ganze Situation gerade nicht so zum stirnrunzeln, würde ich vermutlich schmunzeln, weil er wieder sowas verdammt niedliches sagt. ‘Niedlich’... ich wusste nicht einmal, dass dieses Wort zu meinem Wortschatz gehört… er macht mich echt zum Weichei! Und doch…
“Adriano ich kann auf mich aufpassen.” Ich hebe mit meinem Zeigefinger und Daumen sein Kinn an und mustere ihn.
“Ich habe sicher keine Angst, dass mich jemand klauen könnte. Also wenn das der Grund ist, warum man uns nicht sehen soll, ist das vollkommener Bullshit.” Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Wenn er nur wüsste, wie gefährlich ich lebe, dann würde er sicher keine Angst haben, dass jemand mich entführen könnte.
Aber….
Wenn niemand uns zusammen sieht würde das auch bedeuten, dass ihm nichts passieren kann, weil uns niemand in Zusammenhang bringt. Es würde bedeuten, dass wir uns sehen können, ohne, dass ich ein schlechtes Gewissen haben muss, weil er nicht in Sicherheit ist, wenn wir zusammen sind.
Ich will gerade etwas sagen, als er mir meine Waffe vor die Nase hält. Ein Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen, weil jeder andere jetzt wohl eine Kugel genau aus diesem Magazin im Kopf hätte, nur nicht er. Ihm würde ich nie etwas tun.
“Selbstschutz..”, antworte ich ihm, greife im nächsten Moment besorgt nach dem Metall, lasse es dann aber wieder fallen, weil ich ihn festhalte. Die Knarre fällt auf den Boden und ich glaube schon, dass gleich wieder die Tür aufgeht, doch diesmal scheint Patrick draußen zu bleiben.
“Fuck, was ist mit dir?”, frage ich besorgt und habe schon wieder meine Hände an seinem Gesicht, während ich ihn ansehe und mir wünschte, ich könnte die Antworten auf die tausend Fragen einfach in seinen Augen lesen. Und doch gibt es aber nur eines, was ich gerade will...
“Vergiss meine ganzen Fragen. Okay. Okay.! Wir machen es wie du es willst.” So ist er sicher. So kann ihm nichts geschehen und ich kann trotzdem bei ihm sein.
Ich beuge mich zu ihm, hauche einen Kuss auf seinen Mundwinkel und verbleibe einen Moment so, während ich glaube, dass mein innerstes vollkommen verrückt spielt. Dabei küsse ich ihn noch nicht einmal richtig…
Es ist bloß ein kurzer, beinahe keuscher Kuss, der doch irgendwie so viel bedeutet.
“Du bist wirklich noch da”, murmele ich leise, lege meine Stirn an seine und lasse einfach zu, dass unser beider Atem sich vermischt, während wir so dastehen.
“Doch… eine Frage habe ich…” Mit weiterhin geschlossenen Augen stehe ich da und hoffe einfach, dass meine Angst nicht wahr ist.
“Bist du… krank?”, frage ich leise. Der Husten, die blauen Lippen… er wirkte gerade auch wahnsinnig blass. Das letzte Mal, als jemand mit blauen Lippen vor mir lag, war es mein Vater, den ich morgens in seinem Bett fand, nachdem er den Kampf gegen den Krebs verlor.
“Bitte sag mir, dass du nicht krank bist.” Ob meine Stimme jemals in den vergangenen Jahren so flehend klang wie jetzt? Ich bezweifle es.


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